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ORGONOMISCHE SOZIOLOGIE

 

 

MAX STIRNER UND DIE KINDER DER ZUKUNFT

Peter Nasselstein

 

Wenn der Atheismus allgemein verbreitet wäre, wäre die Religion samt allen ihren Ablegern vernichtet und mit der Wurzel ausgerottet: keine Kriege mehr wegen ihr; keine Soldaten mehr wegen ihr; keine schrecklichen Soldaten mehr! Die Natur, zuvor verseucht vom Gift des Heiligen, hätte ihre Rechte und ihre Reinheit wieder erlangt. Die befriedeten Menschen würden, nun taub gegen jede Einflüsterung, allein der spontanen Stimme ihres authentischen Ichs folgen, der einzigen, die man nicht ungestraft mißachten kann und die einen durch Übung angenehmer Tugenden zur Glückseligkeit führt.

La Mettrie (2:66)

 

 

1. Die Vermenschlichung des Kindes

Reichs Projekt "Kinder der Zukunft" war denkbar einfach: die Kinder von Anfang an so erziehen, daß sie freiheitsfähig werden, bzw. bleiben, bis sich die Menschheit nach einigen Generationen ganz von der Unfreiheit, der Unfähigkeit frei zu sein, befreit hat.

Bereits ein Jahrhundert zuvor hatte Stirner beklagt, daß, während ein Tier sich "realisiert", indem es sich auslebt, das Kind nicht es selbst sein darf, sondern "Mensch" werden und entsprechende Begriffe "realisieren" muß. In ihm wird ein "inneres Jenseits" aufgerichtet, eine inkorporierte Welt von fixen Ideen, die es zunächst nicht auflösen darf und schließlich nicht mehr auflösen kann, denn wem einmal die Moral eingeprägt wurde, der kommt niemals wieder frei. Er erstarrt, wodurch ihm sein Leben gestohlen wird - das doch nichts anderes ist als eben das: ein ständiges sich Auflösen im Strom der Zeit (4:373).

Selbstverständlich bedarf das Kind aller möglichen intellektuellen Anregungen, also den Kontakt mit "Ideen", man sollte es ihm jedoch selbst überlassen, was es daraus macht. Allein schon um nur denken und sprechen zu können, braucht es die in Worten niedergelegten "Wahrheiten" der Menschen, die, obwohl sie nur im Geist existieren, genauso vorhanden sind wie die Dinge der Außenwelt. "Das Gedachte ist so gut als das Nicht-Gedachte, der Stein auf der Straße ist und meine Vorstellung von ihm ist auch. Beide sind nur in verschiedenen Räumen, jener im luftigen, dieser in meinem Kopfe, in Mir: denn Ich bin Raum wie die Straße" (4:383). Dann hat aber auch zu gelten, daß, so wie einst der Mensch seine Umwelt unterwarf und sich dienstbar machte, sich ebenso die innere Welt, die Welt der Gedanken und Ideen, ganz der Macht des Menschen, des einzelnen Menschen, zu unterwerfen hat. Allein schon um nur einschlafen zu können, muß er in der Lage sein, sich alles aus dem Kopf zu schlagen, d.h. "ungezogen und eigenwillig" die Ideen wie nichts beiseite zu wischen (4:375).

Und genauso, wie man zum Denken Begriffe braucht, muß man, um denken zu können, auch fähig sein, sie wieder loszulassen. Denken erfordert, daß man jeden Augenblick gedanken- und sprachlos wird. Es ist die "rastlose Zurücknahme aller sich verfestigenden Gedanken" (4:342). Vernunftgemäßes und realitätsgerechtes Denken ist nur möglich, wenn die "fixen Ideen" ständig zur Disposition stehen. Diesem Denken geht nicht der Gedanke, sondern der Eigner des Denkens voraus. Es führt kein losgelöstes Eigenleben, das den von Gedanken Besessenen tyrannisiert. Doch rationales Denken wird von Anfang an durch eine unheilvolle Verquickung von Ideen und Gefühlen hintertrieben. Dem Kind werden Gefühle der Ehrfurcht, Ehrerbietung, Untertänigkeit und des Schauders gegenüber Wahnideen wie "Gott" oder "die Moral" eingegeben.

Von eingetrichterten Gedanken besessen, ist es blind gegen die Unmittelbarkeit der Dinge und unfähig sie zu meistern. Deshalb wirkt es auf den, wie Stirner sich ausdrückt, "kräftigen Natursohne" wie ein unbeholfener närrischer Kauz, der den Kopf in Nebel gehüllt hilflos durch die Welt stolpert (4: 381). Statt auf sich selbst zu hören, hat das Kind seine Gedanken "von oben". Deshalb ist "Gedankenfreiheit", die man ihm dann später, wenn es erwachsen geworden ist, gewährt, ein ebenso leeres Wort, wie etwa "Verdauungsfreiheit" (4:385). Diese niederträchtige Lüge nennt man "Demokratie".

Soll das Kind wirklich mündig werden, müßte der kindlichen Ungezogenheit und Eigenwilligkeit das gleiche Recht auf Entfaltung eingeräumt werden, wie der kindlichen Wißbegierde. Doch statt neben dem Wissenstrieb auch den "Willenstrieb" zu fördern, wird der Eigenwille des Kindes gebrochen. Das Kind soll sich in dieser, unserer irrwitzigen Welt, dieser gespenstischen "Gedankenwelt", "einrichten" (Kontraktion) und buchstäblich nie mehr "aufrichten" (Expansion) (4:354). Es soll den Kopf einziehen. Sein Mut, d.h. die Fähigkeit zur Empörung, soll gebrochen und zur "De-Mut" gebeugt werden.

 

 

2. Der Eigner seiner selbst und die "Berufenen"

Den vermenschlichten Kindern, Jugendlichen und schließlich angeblich "Erwachsenen" (tatsächlich aber nicht ent-, sondern eingewachsenen) ist nur eine in sich zerrissene, widersprüchliche, impotente Aufmüpfigkeit gegen die bestehenden "besessenen" Verhältnisse möglich, die auf diese Weise schließlich doch immer wieder reproduziert werden. Folglich sind "Revolutionäre" kaum mehr als Lockspitzel und Doppelagenten! Stirners Gegenmodell ist der "Empörer", der als Eigner seiner selbst es nicht nötig hat, sich aus dem Kampf gegen das Bestehende zu definieren. Die Empörung fließt aus innerer Souveränität, die auf "Unbesessenheit" beruht. Als Souverän seiner inneren Welt entzieht er dem bestehenden Irrsinn den Lebenssaft, indem er ihn verläßt und sich über ihn erhebt, etwa so, wie Gespenster verschwinden, wenn man sich selbst wachrüttelt und wieder zur Vernunft kommt.

Nur von fremden "Eingebungen" besessene Wahnsinnige ("Revolutionäre") kümmern sich um "die Sache der Menschheit" und andere wahnhafte Chimären. Die sich selbst genießenden "Natursöhne" hingegen geben sich wie Tiere dem Fluß des Lebens hin. Wie den "schweinischen" Tieren geht es ihnen immer nur um ihren eigenen Lustgewinn, nie "um die Sache". Sie sind wie unverdorbene Kinder: "Kinder aber haben kein heiliges Interesse und wissen nichts von einer 'guten Sache'. Desto genauer wissen sie, wonach ihnen der Sinn steht, und wie sie dazu gelangen sollen, das bedenken sie nach besten Kräften" (4:392).

Der nicht von sich selbst entfremdete vollzieht immer nur seine eigene Tat, die erst durch diese Authentizität eine wirkliche Tat ist. Es ist stets die "berufene" Masse, die dumm, verantwortungslos und ohne Realitätssinn agiert. Objektiv, bzw. "unparteiisch" kann nur der einzelne Egoist, nicht der "Parteigänger" sein (4:260). Der Eigner seiner selbst verwechselt sich nicht mit seinem "Amt", ist kein Gedanke, sondern leibhaftig. Es geht ihm nicht um ein illusorisches "Selbstbewußtsein", das aus einer "Berufung" oder dem "Ansehen" erwächst, sondern einzig und allein um seinen "Selbstgenuß". Er ist "zu nichts 'berufen' und hat keine 'Aufgabe', keine 'Bestimmung', so wenig als eine Pflanze oder ein Tier einen 'Beruf' hat" (4:366).

In der "wirklichen Nacktheit", der "Entblößung von allem Fremden" (4:153f), zeigt sich das authentische, das "leibhaftige Ich". Dieses "lebendige Ich" pustet die toten Gespenster, ganze "Völker", hinweg. Dieses "zügellose Ich", also das, was wir ursprünglich sind und in unserem "geheimen Inneren" stets bleiben werden (4:219), kann, da es "nur gegen ein Heiliges Verbrecher gibt" (4:224), nicht davon ablassen, ein Verbrecher zu sein. Verbrechen ist sein Leben.

"Unheiliger", "Barbar", "natürlicher Mensch" (4:263) der er ist, tut der Eigner einfach das, "was er nicht lassen kann". Er trägt sein Gesetz in sich und lebt danach. Er steht jenseits von Wahnideen wie "Pflicht" oder "Recht" und ist trotzdem kein "Abgrund von regel- und gesetzlosen Trieben, Begierden, Wünschen, Leidenschaften", kein "Chaos ohne Licht und Leitstern", sondern ein Tier, das wie jedes andere Tier auch in seiner "Nacktheit und Natürlichkeit" seinem Antriebe, d.h. nicht der Gewissensstimme, sondern der "Naturstimme" folgt (4:178f).

Über solchen "leibhaftigen Menschen" existiert nichts: nicht "Humanität", nicht "Gerechtigkeit" oder irgendeine andere dieser gespenstischen Ideen, die durch ihre Heiligkeit die Leibhaftigen in die "Vergeistigung" führen würden, ihnen ihre Unschuld nehmen, ihnen das Leben entziehen würden. In ihrem lebendigen, "unheiligen" Leib wogt und pulsiert "die Totalität ihres Denkens und Handelns in steter Bewegung und Verjüngung". Während bei jenen, die ihren Überzeugungen treu sind und unerschütterlich bleiben, diese Überzeugungen gleichsam als feste Körper erstarren (5:92).

Die Nähe zu Reich wird auch evident, wenn Stirner im Zusammenhang mit der Gesetzgebung im Staate davon spricht, daß durch zurückliegende Willensäußerungen der Wille quasi erstarrt sei, was aus einem einstigen "Wollenden" einen "Willenlosen" macht, der in seinem "Flusse" und seiner "Auflösung" gehemmt sei (4:215). Wie Stirner die Befreiung von den erstickenden Begriffshülsen der Zivilisation beschreibt, gemahnt vollends an die Orgontherapie: "Ein Ruck tut Mir die Dienste des sorglichsten Denkens, ein Recken der Glieder schüttelt die Qual der Gedanken ab, ein Aufspringen schleudert den Alp der religiösen Welt von der Brust, ein aufjauchzendes Juchhe wirft jahrelange Lasten ab. Aber die ungeheuere Bedeutung des gedankenlosen Jauchzens konnte in der langen Nacht des Denkens und Glaubens nicht erkannt werden" (4:164).

Die Aufklärung hätte solch ein "Recken der Glieder" sein müssen, stattdessen wurden die Menschen nur noch mehr in die Welt bedeutungsloser Begriffe verstrickt. Die Revolutionäre waren um keinen Deut besser als die Pfaffen: auch sie pfropften die Köpfe und Herzen mit Flausen über Gewissen, Pflichten, Gesetze voll. Auch sie waren nur irdische Vertreter himmlischer Ideale - um keinen Deut besser als die "Jugendverführer und Jugendverderber, die das Unkraut der Selbstverachtung und Gottesverehrung emsig aussäen, die jungen Herzen verschlämmen und die jungen Köpfe verdummen" (4:179).

Natürlich wird von der "liberalen" Gesellschaft das Kind nicht mehr nach dem Motto "Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöhet werden" zur "Frömmigkeit, Gottseligkeit und Ehrbarkeit" angehalten. Aber es sind gerade die "Liberalen", die nach dem Zeitalter der Aufklärung auf eine gute Erziehung und Verbesserung des Erziehungswesens dringen. "Denn wie könnte auch ihr Liberalismus, ihre 'Freiheit in den Grenzen des Gesetzes' ohne Zucht zustande kommen? Erziehen sie auch nicht gerade zur Gottesfurcht, so fordern sie doch um so strenger Menschenfurcht, d.h. Furcht vor dem Menschen, und wecken durch Zucht die 'Begeisterung für den wahrhaft menschlichen Beruf'" (4:89).

 

 

3. Idealisten

Dem deutschen Idealismus ging es darum, den alten jüdischen und paulinischen Glauben an unabhängige Individuen, die sich gegenüber einem wandelbaren, launischen Gott, einem "Jenseits außer uns", versündigen können, durch ein unwandelbares "Jenseits in uns" zu ersetzen. Sobald sich der Mensch, fabulierte der "Atheist" Fichte, "rein, ganz und bis in die Wurzel vernichtet", bleibe, sozusagen als Kondensat der Seele, Gott übrig. "Diese Selbstvernichtung bestehe in der erkennenden Einsicht in die Scheinhaftigkeit der endlichen Individualität" (1:110).

Das ist das Prinzip aller sogenannten "Aufklärung", die kaum mehr ist als eine weitere Verinnerlichung dessen, was bis dahin noch nicht ganz verinnerlicht war. Gott im Himmel wird abgeschafft, aber die Menschen desto mehr, frei nach Feuerbach, mit jenen "Prädikaten" belastet, die vorher Gott zugeschrieben wurden. Die Religion sei zwar eine gemeingefährliche Illusion, aber desto mehr müsse die Sittlichkeit Grundlage des gesellschaftlichen Lebens sein. Entsprechend konstatiert Stirner eine Verschlechterung statt Verbesserung: habe man zuvor die Massen zur Religion abgerichtet, sollen sie sich nun in aufgeklärten Zeiten sogar mit "allem Menschlichen" befassen. Auf diese Weise werde die "Dressur" immer allgemeiner und umfassender (4:365).

Zum Glück müssen alle idealistischen Bestrebungen, den Menschen durch Einsicht in die eigene Nichtigkeit aus seinen irrationalen Verstrickungen zu lösen und endlich zu einem wahrhaft sittlichen, vernünftigen, frommen, menschlichen Wesen zu machen, "an der unbezwinglichen Ichheit, an der eigenen Natur, am Egoismus" scheitern (4:373). Angesichts dieser widerspenstigen Weltlichkeit der menschlichen Natur, dem bereits erwähnten "zügellosen Ich" in unserem animalen "geheimen Inneren", gehen vielleicht jene Idealisten am effektivsten vor, die sich als "Materialisten" und militante Atheisten gerieren. Es sind sozusagen Schafe im Wolfspelz.

Um unsere "Schafskultur" zu retten, haben z.B. die beiden Feuerbach-Adepten Marx und Freud die kulturfernsten und "schmutzigsten" Bereiche unserer materiellen und sexuellen Existenz ins Feld geführt, damit ja nicht an das "Jenseits in uns" gerührt wird. Wir sollen die anarchische Ökonomie und die anarchische "Trieb-Ökonomie" (das "Es") bemeistern lernen - und das idealistische "Über-Ich" unangetastet lassen. Entsprechend wirft Marx Stirner vor, daß dieser obskurantistischerweise "wirklich an die Herrschaft des abstrakten Gedankens, der Ideologie in der heutigen Welt (glaubt), er glaubt, in seinem Kampfe gegen die 'Prädikate', die Begriffe, nicht mehr eine Illusion, sondern die wirklichen Herrschermächte der Welt anzugreifen." Dadurch vernachlässige Stirner, so Marx, die realen, materialistischen Lebensgrundlagen (nämlich die Notwendigkeit zu produzieren) und verkleistere dergestalt die sich daraus ergebenden gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnisse (3:276).

Das ist die gleiche Litanei, die alle "materialistischen" Linken bis zum heutigen Tage fast wortgleich gegen Reich angestimmt haben. Ganz ähnlich sieht es bei den Freudisten aus, die Reich eine Verkennung der komplizierten "polymorph-perversen Triebstruktur" des Menschen vorhalten. Jedoch sollte man sich durch diesen "materialistischen" Wolfspelz nicht kirre machen lassen: es geht Marx, Freud und ihren Anhängern einzig darum, daß die "Prädikate Gottes" nicht hinterfragt werden. Diese vermeintlichen "Aufklärer" wollen, daß "die wirklichen Herrschermächte der Welt" unangetastet bleiben und die Sittlichkeit neue Triumphe feiern kann.

Damit führen sie auf geniale Weise einen "Klassenkampf von oben" fort, wie ihn vor ihnen die Pfaffen und Philosophen a la Fichte gefochten haben. Jedenfalls beruht für Stirner gesellschaftliche Unterdrückung auf der Herrschaft der heiligen Ideen. Über die Erziehung in der Familie setzen sich die "geistigen Hierarchien" im Inneren des Menschen fort und unauflösbar fest. Das Kind soll sich des "Heiligen" bewußt werden und die "Naturtriebe" ausspionieren. Eine "innere Polizei" wird aufgestellt (4:97). Entsprechend betreiben die derartig seit Kindertagen zurechtgestutzten Massen das Geschäft ihrer Unterdrücker und setzen jene einem universellen Mobbing aus, die unverschämt genug sind, sich selbst zu gehören. "Nur wer sein Ich verleugnet, wer 'Selbstverleugnung' übt, ist dem Volke angenehm" (4:220).

Die linken "Volksbefreier" haben denn auch die Hierarchie weiter verfestigt, indem sie den "Gott des Einzelnen" durch den "Gott Aller" ersetzten (4:158). Diese "Kollektivierung" verlief in drei Stufen - der liberalen, der sozialen und schließlich der "humanen":

Vor Beginn dieser dreistufigen "Emanzipationsbewegung" waren die sittlichen Instanzen noch Personen (die Eltern, der "Landesvater", etc.) und entsprechende Wahngebilde (etwa "Gott im Himmel"), denen man persönlich Loyalität schuldete, doch im Unterschied zum Konservativen läßt sich der "progressive" Liberale (zum Begriff siehe Der politische Irrationalismus aus orgonomischer Sicht) nichts mehr befehlen - er gehorcht nur noch unpersönlichen Gesetzen.(1) Dieser "Fortschritt" fließt aus der strukturellen Rebellion des Liberalen gegen persönliche Autorität, - um sich desto vorbehaltloser einem "unpersönlichen Herrscher" zu unterwerfen (4:118f). Aus dem letztendlich doch allzumenschlichen Gott wird "objektive" Ethik, aus flexiblen persönlichen Abhängigkeiten die unnachgiebige "Herrschaft des Rechts".

Nach seiner Einschränkung durch die Liberalen sucht der Eigenwille Zuflucht im Eigentum. Doch diese Bastion des Eigenwillens wird bald vom Sozialisten geschleift, der sich nicht wie der Liberale damit begnügt die rechtlichen Unterschiede aufzuheben, sondern auch die materiellen Unterschiede angehen will. Nicht nur, daß niemand "selbstherrlich" befehlen soll, auch soll keiner etwas haben, woran er seine Eigenheit festmachen könnte. Alles soll sich in Allgemeineigentum auflösen. Auf diese Weise wird aus der Gesellschaft selbst eine Art "höchstes Wesen", von dem wir wie Kleinkinder abhängen und dem wir alles schuldig sind (4:135). Die Rückkehr in die Familie - bzw. eine Karikatur derselben: die "soziale Kälte" soll ausgetrieben werden!

Wird der persönliche Besitz von den Sozialisten weggenommen ("ent-eignet"), bleibt als letzte Verteidigungslinie des Eigenwillens nur noch die Eigenheit selbst übrig. Deshalb muß vom "Humanismus" (der dem alten Kommunismus und der neuen "Political Correctness" entspricht) schließlich auch jede eigenwillige Meinung, wirklich alle persönlichen Eigenschaften, die eigene Geschichte, beseitigt werden, so daß nichts übrigbleibt als ein Mensch oder, wie der junge Marx es ausdrückte, "ein vollkommenes Gattungswesen". Die "Emanzipation" führt in die komplette Entmündigung: nicht mal der eigene Standpunkt bleibt. Mit meiner unvernünftigen Meinung, meinem unvernünftigen "Glauben", bliebe auch mein Gott bestehen. Folglich muß ich "Vernunft annehmen", meinen politisch unkorrekten "Vorurteilen" abschwören und den "allgemeinen menschlichen Glauben", den "Vernunftglauben" annehmen (4:141).

Religion wird zum Kultus der Gesellschaft. "Somit hat man allein dann Aussicht, die Religion bis auf den Grund zu tilgen, wenn man die Gesellschaft und alles, was aus diesem Prinzipe fließt, antiquiert" (4:347). Das macht den "Atheismus" der Kommunisten und Psychoanalytiker ("die Kultur [= die Gesellschaft] geht vor") zu einer Absurdität, - zu einer hinterhältigen Absurdität.

 

 

4. Der Verein

Die Erziehung bringt den "gesunden", will heißen normalen, Charakter hervor, der sich gegen das Leben abpanzert. Einer neuen, lebenspositiven Erziehung würde ein Mensch entspringen, der sich dem Leben hingeben kann. Da der Charakter einer Gesellschaft von dem Charakter ihrer Mitglieder abhängt (4:231), würde das Produkt einer solchen lebenspositiven Erziehung, nämlich der "Einzige", den "Verein" an die Stelle der gegenwärtigen Gesellschaft setzen. Die beiden Begriffe erklären einander.

Auf die "Einzigkeit" stößt man, wenn der Egoismus auf das Wesentliche reduziert wird. Natürlich ist jeder Mensch "einzig", genauso wie jedes Sandkorn "einzig" ist. Zum "Einzigen" im Sinne Stirners wird ein Mensch, wenn er nicht nur der Tat und dem Sein nach "einzig" ist, sondern sich auch selbst nicht als bloßes "Exemplar", sondern als "einzig" empfindet (4:406). Der Einzige ist der bewußte Egoist, der "mit sich einige Egoist", d.h. der "sich selbst fühlt", zu sich gekommen ist, bei sich zu Hause ist. Selbstkontakt!

Während sich der austauschbare und deshalb aus Sicht seiner Mitmenschen "gesunde Charakter" eine "wohlgeordnete Gesellschaft" schafft, ist der "Verein" der eigenwilligen Solitäre keine derartige starre Formation, sondern ewiger Verkehr, ein "unaufhörliches Sich-Vereinigen". Die ach so "soziale" Gesellschaft, die nur auf Kosten des Einzigen existieren kann, den sie zu einem bloßen Exemplar, einem austauschbaren "Amtsträger" erniedrigt, ist es, welche diesen Verkehr zwischen den Menschen unterbindet. In ihr dürfen sie nicht "eigenwillig" sein, sondern müssen ein anderer sein, d.h. wie seelenlose Roboter ihre Rolle spielen.

Diese Verhältnisse sind von unaussprechlicher Perversität. Man vergegenwärtige sich nur einmal, daß das zivilisierte Gesellschaftsglied nicht etwa liebt, um in der Liebe seinen animalischen Genuß zu finden, sondern aus edler Uneigennützigkeit. Wenn es sein Gegenüber mit ihm ebenso macht - "hätten wir das ideale Paar einer Narrenehe: zwei Menschen, die sich in den Kopf gesetzt haben, ohne sich selbst im anderen zu genießen, aus purer Aufopferung eines das andere zu lieben" (5:221). So muß die Frustration wachsen und damit der Haß - der Haß auf das, was am Gegenüber nicht "menschlich", nicht austauschbar, sondern eigen und einzig ist.

In dieser Abart der "Liebe" wird nicht die konkrete Person geliebt, sondern Gespenster, wie "Jesus" oder "der Mensch", die in ihr hausen, während der wirkliche, unwiederholbare Einzelne nur als "Dreck" betrachtet wird (4:27), der mit, wie Stirner sich ausdrückt, "dumpfer Unbarmherzigkeit" verfolgt wird. Der auf diese abartige Weise "Liebende" "findet es lobenswert und unerläßlich, die Erbarmungslosigkeit im herbsten Maße zu üben; denn die Liebe zum Spuk oder Allgemeinen gebietet ihm, den nicht Gespenstischen, d.h. den Egoisten oder Einzelnen, zu hassen; das ist der Sinn der berühmten Liebeserscheinung, die man 'Gerechtigkeit' nennt" (4:321). Stirner: "Ihr liebt den Menschen, darum peinigt Ihr den einzelnen Menschen, den Egoisten; eure Menschenliebe ist Menschenquälerei" (4:325).

Gerade die vor "Liebe" strotzenden Gutmenschen sind in Wirklichkeit hartherzig und intolerant. In ihrer Gefühllosigkeit, gleichen sie, um ein Beispiel Stirners zu gebrauchen, jenem Räuber, "welcher nach dem Maße seiner Bettstelle den Gefangenen die Beine abschnitt oder ausreckte." Die "Bettstelle" wonach die Vertreter der "Humanität" die Menschen zuschneiden, ist der Begriff des "Guten": ihr Mitgefühl erschöpft sich in der Gewißheit, daß "dem Bösewicht Recht geschieht" (4:325). Die gegenwärtige Gesellschaft und alle "alternativen" gesellschaftlichen Utopien, sind solche Prokrustesbetten, auf denen die "Verbrecher" zu Tode gefoltert werden, das Lebendige gekreuzigt wird.

Im Verein sind die eigenartigen Einzigen sicher vor unkontrollierbaren Ausbrüchen an "Menschlichkeit". Dieses so ganz andere Wesen des Vereins kommt zum Ausdruck, wenn Stirner im Zusammenhang mit dem obigen Zitat sagt: "Ich liebe die Menschen auch, nicht bloß einzelne, sondern jeden. Aber Ich liebe sie mit dem Bewußtsein des Egoismus; Ich liebe sie, weil die Liebe Mich glücklich macht, Ich liebe, weil Mir das Lieben natürlich ist, weil Mir's gefällt. Ich kenne kein 'Gebot der Liebe'. Ich habe Mitgefühl mit jedem fühlenden Wesen, und ihre Qual quält, ihre Erquickung erquickt auch Mich" (4:324). Konsterniert frägt er seine Kritiker, die ihm "lieblosen Egoismus" vorhalten, was an der Isoliertheit eigentlich "egoistisch" sein soll. Was um alles in der Welt sei daran egoistisch, auf den Genuß der Geselligkeit und der Liebe zu verzichten? (5:180).

Die sich ihrer selbst gewissen Egoisten finden zusammen, weil geteilte Lust potenzierte Lust ist. Während also der Verein auf Genuß beruht, auf den jeder aus ist (Expansion), so daß der Verein reibungslos von allein funktioniert (Selbstregulation), beruht die sittliche Gesellschaft auf Verzicht (Kontraktion), den jeder instinktiv flieht. Aus diesem Grund kann keine Gesellschaft jemals konfliktfrei und organisch funktionieren. Sie muß mehr schlecht als recht künstlich von unhinterfragbaren Prinzipien zusammengehalten werden und sich dabei ständig mit Händen und Füßen gegen den lustvollen, subversiven Verkehr zwischen ihren Gliedern zur Wehr setzen. Aber damit durchtrennt sie unablässig ihre eigenen bioenergetischen Wurzeln. Dieses unaufhebbare Dilemma, in dem sie steckt, wird daran deutlich, daß sie einerseits geradezu verzweifelt "soziales Engagement" von ihren Mitgliedern einfordert, - andererseits jedoch darauf achten muß, daß diese Individuen nicht unbekümmert, nicht ohne "höhere Aufsicht und Vermittlung", miteinander verkehren, möglicherweise auf dumme Gedanken kommen und "kriminelle" Komplotte schmieden (4:249).

Umgekehrt ist aber auch der Einzige und der Verein von der Gesellschaft abhängig, denn nicht etwa der Verein ist der "natürliche Bund", sondern die Familie, der Clan, die Sprachgemeinschaft. Sie bilden die naturgewachsene "ursprüngliche Gesellschaft" (4:349) - man denke nur an Affenhorden. Stirner ist nicht so naiv, daß er von "Ichen" ausgeht, die sozusagen in die Welt fallen, von Natur aus selbständig und selbstgewiß handeln können und dann aus freiem Entschluß in Vereinen zueinanderfinden. Vielmehr ist die durchaus unfreiwillige Gesellschaft der Naturzustand. Zuerst ist die Gruppe da, erst dann das Individuum. Die Gruppe bildet den kulturellen Mutterboden, der die Entfaltung von Individuen und Vereinen überhaupt erst möglich macht. Das reicht von der emotionalen und körperlichen Grundversorgung des Kindes bis zum Erwerb von Sprache und Umgangsformen: die Grundvoraussetzungen jedes eigenen Selbstgefühls.

Im Verlauf der Erziehung tritt neben die angeborenen Triebe, die genährt und befriedigt werden müssen, das erworbene Wissen, das sich quasi in einen "Trieb" verwandelt. Stirner spricht von "bewußtlosem Wissen" und dem "Instinkt des Geistes". Als Beispiel nennt er das Taktgefühl (5:93). Ausdrücklich bekennt er: "Ich nehme mit Dank auf, was die Jahrhunderte der Bildung Mir erworben haben; nichts davon will Ich wegwerfen und aufgeben (...). Die Erfahrung, daß Ich Gewalt über meine Natur habe und nicht der Sklave meiner Begierden zu sein brauche, soll Mir nicht verloren gehen; die Erfahrung, daß Ich durch Bildungsmittel die Welt bezwingen kann, ist zu teuer erkauft, als daß Ich sie vergessen könnte" (4:374).

Durch Freundschaften, Austausch von Gütern und andere Formen des lustvollen Verkehrs löst sich der an Natur und Geist gereifte sukzessive aus der ursprünglichen Gesellschaft Familie und schließt sich Vereinen an. Betrachtet man das alltägliche Leben, hat man Hunderte von solchen teils schnell vorübergehenden, teils dauernden Interessengemeinschaften des egoistischen Lustgewinns vor sich: Kinder die sich zum Spielen zusammenfinden, Freundeskreise, Liebesbeziehungen, etc. (5:204).

Aus diesen Vereinen kann zweierlei hervorgehen: die ursprüngliche Gesellschaft, d.h. die Familie, oder, aufgrund der Charakter-Deformation der Vereinsmitglieder, sekundäre Gesellschaften: die berüchtigte "Vereinsmeierei", Gilden, Parteien, der Staat und andere "heilige" Gebilde. Es sind abgestorbene Vereine, in denen das unaufhörliche Sich-Vereinigen zum Stillstand gekommen ist (4:342) - und es sind groteske Karikaturen von Familien. Reich hat beschrieben, wie die Menschen aus Lustangst aus den "Vereinen" in eine Ersatzfamilie flüchten. Sei dies nun eine Sekte oder ein ganzer Staat (das "Volksheim" der demokratischen Sozialisten oder die "Volksgemeinschaft" der Nationalsozialisten), in dem das Heimatland die Mutter verkörpert und der "Führer" den strengen, gerechten und gütigen Vater. Darauf beruht heute der Antikapitalismus der roten und schwarzen Faschisten.

 

 

5. Die Aktualität Stirners

Genauso wie in unserem "geheimen Inneren" das "zügellose Ich" weiter lebt und selbst dem abgepanzersten Menschen Leben schenkt, funktionieren auch in der Gesellschaft die Vereine und halten die künstliche Existenz dieses Leichnams aufrecht. Ein Lebensfunken, der wegen seines "verbrecherischen", gegen die heiligen Ideen gerichteten, Charakters von der Gesellschaft ständig bekämpft werden muß. Dieser Kampf wurde im Gefolge der "Aufklärung" dermaßen perfektioniert, daß er mittlerweile auch auf die bisher noch einigermaßen unangetastete Grundlage allen menschlichen Lebens, nämlich die Familie, sogar die Mutter-Kind-Bindung, übergreift, also auf die "ursprüngliche Gesellschaft", die gar kein Verein ist - und keiner sein darf! Zu seiner Zeit konnte Stirner noch wie selbstverständlich aus dem "Nichts", d.h. der "schaffenden Gedankenlosigkeit", der Körperlichkeit, der "Natur" schöpfen,(2) während die gegenwärtig heranwachsende Generation buchstäblich ins "Nichts" fällt und entsprechend nur ein inneres Vakuum vorzuweisen hat - nichts eigenes. Sie fühlen sich nicht - haben kein Selbstgefühl, sind keine Einzigen, sondern - Nullen.

Zunehmend werden die zerfallenden Familien zu losen "Vereinen" und die Eltern wälzen die drückende Verantwortung auf "die Gesellschaft" ab, indem sie z.B. immer größere Teile der Erziehungsaufgabe an die Schule abtreten. Sogar die "Vermittlung von Werten" soll Aufgabe der Lehrer sein! In ihrem einseitigen, unaufgeschlossenen, bornierten Egoismus, in ihrer krankhaften Selbstsucht, betrachten diese Eltern den Umgang mit ihren Kindern nur noch als einen bloßen Akt der Zähmung und Bändigung. Ihr unbequemer Eigenwillen soll wie bei Zirkustieren gebrochen werden, damit sie pflegeleicht werden und nicht mehr der "Selbstverwirklichung" im Wege stehen. Die primären Triebe des "nervenden" Kindes stören bei der Befriedigung der sekundären Triebe der Eltern!

Und wie bändigt man wilde Tiere? Man "zerstückelt" ihren natürlichen Egoismus, indem man den einen Antrieb, etwa die Furcht, gegen den anderen, etwa den Hunger, ausspielt. Genauso geschieht es mit den Kindern, die nicht mehr erzogen werden, sondern mit Ersatzbefriedigungen ruhig gestellt werden. An die einen Triebe wird appelliert, während die anderen erstickt werden. Resultat ist ein "betrogener Egoist", der keine authentische Freude kennt, d.h. nicht sich befriedigt (Stirner spricht, wie erwähnt, von "Selbstgenuß"), sondern einen abgespalteten Persönlichkeitsanteil, eine "Begierde". Ihn beherrscht eine Leidenschaft, für deren Befriedigung er alles andere opfern würde (4:81f). Wie ein Perverser lebt er sich nicht ganz, d.h. als Ganzheit, aus, sondern stets nur abgetrennte und deshalb groteske Teilaspekte seines Daseins. Durch sein instinktloses, fetischistisches, tölpelhaftes, brutales Verhalten (= sekundäre Triebe) verschafft er dem Egoismus einen schlechten Leumund. Imgrunde ist er, ähnlich wie der "Revolutionär" vergangener Tage, auch nur ein Agent provocateur.

Dieser, wie Reich ihn nannte, "Triebhafte Charakter" ist ein willenloser Sklave seiner Triebe. Er läßt sich gehen, macht nichts aus sich (5:123). Der Umgang mit ihm ist eine einzige Qual. Ein "Verkehr" unmöglich. Stirner konnte noch davon ausgehen, daß es nur Vorteile hat, wenn sich die Kinder von ihren Eltern loskoppeln und in freien Austausch mit ihren Altersgenossen treten. Heute ist der Einfluß der Gleichaltrigen derartig negativ, daß verantwortungsvolle Eltern sich weigern sollten, ihre Kinder auf öffentliche Schulen zu schicken. Bereits die Kindergärten sind von "instinktlosen" kleinen Monstern bevölkert, die vollkommen entfremdet sind von Natur und Kultur, z.B. beherrschen sie kaum noch ihre Muttersprache, geschweige denn die grundlegensten Sozialtechniken. Beim kleinsten Triebaufschub bricht die Hölle aus ihnen hervor.

Der Nicht-Abgerichtete, der Eigner seiner selbst vernimmt sich in seiner Ganzheit, d.h. sowohl seine "Triebe" als auch seinen "Geist". Entsprechend kann er instinktsicher und rational handeln - denn nur, wer sich ganz vernimmt ist "vernehmend", d.h. "vernünftig" (4:68). Wer sich wahrnimmt, d.h. Kontakt zum eigenen Selbst hat, der handelt frei (d.h. "egoistisch") und gleichzeitig vernünftig (verantwortungsbewußt, d.h. "sozial") (5:124). Kontakt! Der kontaktlose Triebhafte Charakter ist also noch weit weniger ein Eigner seiner selbst, als der im ersten Abschnitt beschriebene gehemmte Charakter. Beide sind Produkte der "Humanisierung" des Menschen, wobei der Triebgehemmte aus den halbherzigen Bemühungen der Konservativen hervorgegangen ist, "Menschen zu bilden"; der Triebhafte aus der konsequenten "Vergesellschaftung", die die aufgeklärten Liberalen durchsetzten: "die Dressur wurde allgemeiner und umfassender".

Was tun? Eine lebenswerte Zukunft liegt nicht in der weiteren Realisierung abgehobener Ideen, seien diese nun konservativ oder "progressiv",- "dem Realisierenden liegt nämlich wenig an den Realitäten, alles aber daran, daß dieselben Verwirklichungen der Idee seien" (4:408f) -, sondern in der Befreiung des lustvollen Austausches zwischen den Menschen, d.h. im Etablieren von Kontakt! Einzig der Verein wird das soziale Leben retten können, - das einst von der religiös geprägten und heute noch verheerender von der "aufgeklärten" und ach so sozialen Gesellschaft systematisch zerstückelt und atomisiert wurde und wird. Einzig der Verein kann den Rahmen für funktionstüchtige ursprüngliche Gesellschaften schaffen. Diese Familien und "Gemeinschaften" werden ihre Sprößlinge in einem ewigen Pulsieren immer wieder von neuem in funktionierende, lebendige Vereine entlassen, - in denen die Liebenden zueinanderfinden. Entsprechendes findet sich überall im Tierreich.

 

 

 

Literatur

  1. Brumlik, M.: Deutscher Geist und Judenhaß, München 2002
  2. La Mettrie, J.O. de: Der Mensch als Maschine, Nürnberg 1985
  3. Marx, K.: Die deutsche Ideologie, In: FRÜHE SCHRIFTEN, Zweiter Band, Darmstadt 1971
  4. Stirner, M.: Der Einzige und sein Eigentum, Stuttgart 1981
  5. Stirner, M.: Parerga, Kritiken, Repliken, Nürnberg 1986

siehe auch Bernd A. Laskas
www.lsr-projekt.de

 

 


Fußnoten

(1) Stirner spricht davon, daß die heidnischen "Alten", "die überall Götter sahen", nicht wie die "Neuen" (die mystischen Christen) zu Geistern, d.h. zu bloßen Gespenstern beteten, - denn "Götter setzen die Welt nicht zu einem Schein herab und vergeistigen sie nicht" (4:37). Für die Christen und ihre "aufgeklärten", mechanistischen Nachfahren sind demgegenüber "in der Natur nur die 'ewigen Gesetze', der Geist oder die Vernunft der Natur das wahre Leben derselben. Nur der Gedanke, im Menschen, wie in der Natur, lebt; alles Andere ist tot! Zu dieser Abstraktion, zum Leben der Allgemeinheiten oder des Leblosen muß es mit der Geschichte des Geistes kommen. Gott, welcher Geist ist, lebt allein. Es lebt nichts als das Gespenst" (4:94).

(2) Sein "Nichts", auf das er seine Sache stellt, kann man nur von der "negativen Theologie" her verstehen: "Man sagt von Gott: 'Namen nennen Dich nicht'. Das gilt von Mir: kein Begriff drückt Mich aus, nichts, was man als mein Wesen angibt, erschöpft Mich; es sind nur Namen" (4:412). Eine "positive", d.h. festlegende Aussage ist unmöglich. Das hat nichts mit steriler "Leere" und alles mit schöpferischer "Fülle" zu tun.


 

Das obige dient der Einleitung zu den Aufsätzen über
orgonomische Soziologie und orgonomische Volkswirtschaftslehre.

 

zuletzt geändert
06.01.06

 

 


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